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Zeit im Glück – Niemals geht man so ganz

Schweden, wunderschön
Schweden, wunderschön

Heute möchte ich diesen Artikel meiner Freundin Heike widmen ! Viele Glücksmomente verbinden uns noch heute !

Unsere Freundschaft begann eigentlich auf einer Auslandfahrt mit dem Schwimmclub. Und wie gesagt, ich dürfte so 14 Jahre alt gewesen sein. Unser Verein fuhr alle 4 Jahre nach Schweden und das war schon eine aufregende Tour. Zu der Zeit musste man sich das Mitfahren auch noch durch gute Leistungen verdienen, denn es gab in dem Zeitraum auch immer Wettkämpfe mit unseren Partnerstädten.

Entsprechend stolz waren wir dann auch, dazugehören zu dürfen. Wir kannten uns vom Training und hatten auch immer in der Dusche miteinander gequatscht aber wir waren keine Freundinnen.

Das änderte sich

In dem schwedischen Ort angekommen, kamen sowohl sie als auch ich mit einer anderen Mannschaftskollegin in eine Gastfamilie.
Bei einem Ausflug nach Stockholm stellte sich dann aber heraus, dass nur wir beide Lust hatten durch die Stadt zu bummeln und so schlossen wir uns zusammen. Da begann alles !
Wir hatten einen hübschen Nachmittag mit Shoppen und Sight Seeing und auch vielen “Mädchengesprächen”.
Wir kauften uns ähnliche Zipfelmützen und die gleichen gestrickten “Schwedenpullis”, beige mit dickem Rautenmustern. Diese hielten tatsächlich Jahrzehnte !

Unsere Schwedenpullis
Unsere Schwedenpullis

Von da an waren wir beste Freundinnen……

Wir schwammen zusammen (einen beträchtlichen Teil unserer Freizeit) und erzählten uns alles, was Freundinnen sich so erzählen (und das war in dem Alter unendlich viel). Wir berieten uns über Mode (der “Sternchen-Badeanzug” war der Renner !) und tauschten uns über “unsere Jungs” aus (meinst Du er mag mich ?).

Zudem waren wir im Schwimmen auch große Konkurrentinnen (ich glaube, sie war wenige Zehntelsekunden schneller in 100 m Brustschwimmen).

Als wir etwas älter wurden, machten wir die Kneipen im Kölner Studentenviertel unsicher, wanderten aber auch durch Wald und Feld. Immer noch hatte der Eine am Leben des Anderen großen Anteil.

Erwachsen

Der Kontakt wurde loser, als ich ein Baby bekam. Da war jede von uns in einer anderen Lebensphase und wir sahen uns deutlich weniger.
Aber auch da gab es gesprächige Cocktailabende, die sich am Folgetag vor allem mit Kleinkind rächten 🙂

Immer noch gab es ein starkes Band zwischen uns und das Leben als Erwachsene hatte auch einige Höhen und Tiefen für uns bereit.

Zusammen gingen wir nicht nur durch schöne und lustige Zeiten, sondern auch durch allerlei Dreck und Elend.
Heike war der einzige Mensch, der mir sofort ansah, wenn es mir schlecht ging. Wirkliche Geheimnisse waren nicht möglich und auch nicht nötig.

Ein Highlight waren unsere Touren in die Vergangenheit. Besuche an Orten, die wir in der Jugend regelmäßig besucht hatten. Osterode im Harz war so ein Ort der “weißt-Du-noch-Geschichten”.
Was hatten wir da für einen Spaß !

Ein bisschen veränderte sich Heike äußerlich. Sie, die immer super schlank war, wurde ein bisschen fülliger.
Fand ich normal und fair, dass auch sie ein wenig mehr auf die Waage brachte, wobei sie immer noch eine sehr attraktive Frau war.

Ein trauriges Ereignis

Wie gesagt, sahen wir uns nicht mehr so oft und so wunderte mich, dass Heikes Mutter bei mir anrief, um mir zu sagen, dass sie im Krankenhaus liegt. Lungentumor ! Deshalb auch das etwas füllige, Wasseransammlungen im Gewebe.
Schockiert fuhr ich noch am gleichen Tag vorbei und Heike lag auf einer Intensiv-Station. Ich durfte mit Kittel und Mundschutz zu ihr und sie war recht kämpferisch drauf. Das schaffen wir ! Fand ich auch !
Sie kämpfte ordentlich und nach einer längeren Chemo-Therapie wurde sie wieder entlassen.
Schlapp zwar aber auf dem Wege der Besserung.

Ein bisschen wie ganz früher

Unser Kontakt war wieder sehr eng geworden und wir grillten bei uns im Garten und machten lange Spaziergänge.

Heike unterstütze mich moralisch als ich nach der Trennung von meinem Partner das erste Mal alleine in Urlaub fuhr und war auch sonst immer da, wenn ich sie brauchte.

Im Nachhinein gesehen, hat sie mich viel mehr gestützt als ich sie.

Als ich aus diesem ersten Alleine-Urlaub (super schön) zurückkam, ging es ihr schlecht.
Man hatte Metastasen im Kopf und in den Gelenken gefunden. Wieder gab es Chemotherapie und Bestrahlungen, diesmal ambulant. Aber es verbesserte sich nichts.
Heike kam ins Hospiz.

Eine wertvolle Zeit

Die Zeit im Hospiz war die intensivste, die wir miteinander hatten. Ich besuchte sie täglich, nach meinem Job.
Wir hatten lange Gespräche über das Leben und den Tod.

Trotz allem Elend war es eine schöne Zeit. Wir rückten ganz nah zusammen und schwelgten in Erinnerungen aber tatsächlich manchmal auch in Zukunftsvisionen.

Als es dann wirklich schlecht wurde, erkannte sie mich oft nicht. Die Schmerzen wurden mit Medikamenten betäubt aber alles andere auch. Wir freuten uns über wache Momente und wenn ich wieder nach Hause fuhr, wünschte ich mir manchmal, dass sie einfach einschlafen möge.

Ich bewundere die Menschen, die in einem Hospiz arbeiten. Sie geben sich solche Mühe, Normalität herzustellen und man fühlt sich nicht wie im Krankenhaus, sondern eher wie in einer Wohngemeinschaft.

Geschafft

Der Anruf kam dann doch irgendwie überraschend. Heikes Bruder rief an und sagte, dass sie gestorben sein.
Sie würde noch ein paar Stunden in ihrem Bett im Hospiz liegen und dann vom Beerdigungsinstitut abgeholt werden.
Ich könne sie noch einmal sehen, wenn ich möchte.

Sofort fuhr ich hin aber nicht sofort ging ich in das Zimmer vor dem eine brennende Kerze stand.

Ich brauchte eine Weile, um hinein zu gehen, aber ich bin sehr froh, dass ich es gemacht habe.
Heike “schlief” friedlich ! Und sie sah überhaupt nicht tot aus. Es scheint nichts Schlimmes für sie gewesen zu sein. Und irgendwie schien sie immer noch im Raum zu sein.
Bestimmt eine Stunde saß ich da und erzählte mit ihr. Weißt Du noch …. ?
Es war ein schöner Abschied !

Glück ?

Nach einer wirklich blöden Trauerfeier (ich bin mir sicher, dass Heikes Asche vor Empörung in der Urne rotiert ist) wurde ihre Asche auf dem Friedhof beigesetzt.

Ich war nie mehr dort ! Es ist jetzt knapp 13 Jahre her und Heike begleitet mich regelmäßig.
Oft weiß ich, dass sie stolz auf mich wäre, wenn ich eine schwierige Situation gemeistert habe. Und manchmal, wenn ich in Gedanken bin, sage ich mir, dass ich sie anrufen muss. Sie ist oft noch so präsent.

Die Vorstellung, dass sie auf eine Wolke sitzt, mein Hund neben ihr und Udo Jürgens ihr Lieblingslied in ihr Ohr singt, ist etwas Schönes ! Da muss man noch nicht einmal religiös sein …..

Ich bin glücklich, dass wir eine so lange und auch intensive Zeit zusammen hatten.
Ich bin glücklich über die vielen Erinnerungen, die geblieben sind.

Ich bin aber auch glücklich, dass es noch viele Menschen gibt, die mein Leben im hier und jetzt begleiten.

Essen, Trinken - Hier und Jetzt Leben!
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