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Das Leben in zwei deutschen Welten (2/2)

Geschichten, die das Leben schreibt

Was ist bis jetzt passiert:
Unsere Flucht aus dem Riesengebirge nach Halle und dem schwierigen Start in der Deutschen Demokratischen Republik. In meinem Elternhaus herrschte ein ständiger Konflikt über das, was meine Eltern und Großeltern politisch dachten und die Angst, was sie sagen bzw. was nicht nach Außen dringen durfte.

Ein absolutes NO-GO!!!

Beim Startschuss zum Mauerbau spitzte sich die politische Situation stark zu. Zu dem wurden wir von unseren Klassenlehrern aufgefordert, uns bei der NVA (Nationale Volksarmee) zu verpflichten.

(Damals gab es in der DDR noch keine Wehrpflicht, die wurde erst im Februar 1962 eingeführt), für mich ein absolutes No-Go !!!

Ich weigerte mich mit der Begründung, dass mein Vater im Krieg gefallen sei und meine Familie durch den Krieg die Heimat verloren habe. Es kam das übliche Schwadronieren von Friedensarmee usw.. Ich blieb bei meiner Haltung, was mir in der Beurteilung im Zeugnis der 11. Klasse “es ist ein klarer politischer Standpunkt zu vermissen” einbrachte. Mit diesem Zeugnis musste ich mich bewerben, d.h. nichts mit Studieren und eine Lehrstelle gab es auch nicht. So musste ich mich nach dem Abitur für zwei Jahre als Hilfsarbeiter verdingen. Nach den zwei Jahren bekam ich einen Studienplatz. Das Abiturzeugnis war so schlecht nicht und mir war auch verziehen.

Studium – jetzt doch noch!

Nach dem Studium begann ich, an einem Forschungsinstitut zu arbeiten. Ich machte aus meiner Ablehnung gegenüber dem Staat keinen Hehl, verband mich aber nicht mit Gleichgesinnten, so dass man mich weitestgehend in Ruhe ließ. Karriere war mir weitestgehend schnuppe. Die nächste Zäsur war, dass unser Unternehmen im sog. Nicht-sozialistischen Wirtschaftssystem (NSW) Anlagen baute. Dazu wurden Messungen zur Übergabe durchgeführt, die ausschließlich ich im Bereich des Sozialistischen Wirtschaftssystems durchführte. Natürlich durfte nicht ich -selbst – fahren, sondern musste zuverlässige Mitarbeiter mit den Messungen vertraut machen.

Urlaub mit dem Trabant
Urlaub mit dem Trabant

Antrag auf Ausreise!

Mein Frust diesbezüglich wurde so groß, dass ich beschloss, einen Antrag auf Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland zu stellen. Nun begann eine über vierjährige Wartezeit mit entsprechenden Schikanen. Natürlich waren in dem Antrag meine Kinder und meine Frau inbegriffen. Meine Tochter, inzwischen volljährig, wurde von der Oberschule verwiesen.

Im Dezember 1986 durften wir endlich die DDR verlassen. Die Bahnfahrt ging über Bebra nach Gießen in das zentrale Aufnahmelager. Wir hatten in der DDR eine Flasche Sekt gekauft, um diese nach der Grenze zu öffnen. Jedoch war unsere Aufregung zu groß, so dass wir dieses Zeremoniell vergaßen.

Gießen war ein riesiges Aufnahmelager und überfüllt. Zu dieser Zeit wurden recht viele DDR-Bürger aus der DDR ausgewiesen.

Grenzenübergreifend
Grenzenübergreifend

Neuer Beginn in Westdeutschland

Nach zwei Tagen kamen wir in das Aufnahmelager Rastatt. Hier war das Lager des Landes Baden-Würtemberg. Meine Frau mit Sohn und die Tochter waren bereits bei Freunden in Brunsbüttel bzw. Bochum. Ich teilte hier das Zimmer mit drei weiteren Männern. Es waren zwei Rumänen dabei. Hier fühlte ich mich nicht wohl – ich war ja nun das erste Mal allein. Als ich abends spazieren ging, fuhr ein Auto ganz langsam neben mir her, die Straße war menschenleer und ich bekam plötzlich Angst, dass ich überfallen werden könnte. Erst als ich wieder in beleuchteten und mit Menschen belebte Straßen kam, beruhigte ich mich und nahm mir vor, nicht wieder in eine solche Panik zu verfallen.

Nun begann der bürokratische Trott. Zunächst anmelden, ich hatte bis dahin nur eine Identitätskarte, dann zum Arbeitsamt wegen des Arbeitslosengeldes. Hier fragte man nach meiner Frau und meiner Tochter, denn sie mussten sich auch hier und sofort melden, sonst kein ALG! Nun musste ich die beiden wieder nach Rastatt locken. Das funktionierte recht und schlecht, und ich hatte meine Familie wieder um mich.

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